Bei meinen Kräuterwanderungen ist der Efeu immer ein Fixpunkt. Das liegt einerseits daran, dass er rund ums Jahr verfügbar ist und selbst im Winter nett und adrett von Bäumen grüßt. Andererseits wird er kaum als wahre Schönheit zu Kenntnis genommen und obendrein als Giftpflanze verschmäht. Aber halt – ganz so ist es nicht! Denn der Efeu (Hedera helix) wurde zur Arzneipflanze des Jahres 2010 gewählt. Und es gibt einige Möglichkeiten für die Verwendung des Efeus.
Efeu als Heilpflanze …
Bevor meine werte Leserschaft nun jubelt und denkt, man kann sich aus den Blättern auch Salat machen: Stopp!!!! Nein – Efeu ist tatsächlich giftig (wenn auch nicht gleich tödlich) und keinesfalls zum Verzehr geeignet. Bei empfindlichen Menschen kann er sogar Hautausschläge verursachen. Also sind Handschuhe beim Rückschnitt im Garten wohl kein Fehler. Wobei der höchste Gehalt an Giftstoffen in den Beeren zu finden ist.
Doch wie bei vielen Dingen macht die Dosis das Gift. Und diese Dosis macht ihn eben zu einer wertvollen Heilpflanze gegen Husten. Allerdings ist hier unbedingt auf den Wirkstoffgehalt zu achten und daher ausschließlich auf Produkte aus der Apotheke zurückzugreifen! Bitte keinesfalls auf die Idee kommen, sich da selbst etwas zusammenzubrauen.
Zuständig für die Hustenlinderung sind die Saponine. Genau genommen die Triterpensaponine und da genauer gesagt das alpha-Hederin. Sie animieren die Schleimhäute, dünnflüssigeren Schleim zu produzieren und genau das ermöglicht dann natürlich leichteres Abhusten.
Hedera helix findet übrigens auch in der Homöopathie Verwendung. Die Globuli werden bei gewöhnlichem Erkältungs-Husten genauso wie bei Asthma oder Keuchhusten eingesetzt.
… und in der Kosmetik
Efeu ist aber nicht nur ein wirksamer Helfer, wenn der Husten quält. Seine Inhaltsstoffe sollen auch wunderbar gegen Cellulite helfen und werden von der Kosmetikindustrie gern in Cremen und Lotions eingesetzt.
Eine einfache DIY-Möglichkeit ist z.B. der Ansatz von Efeu-Öl, das man wunderbar zur Salbe oder Lotion weiter verarbeiten kann. Wer das gern probieren möchte, der findet hier ein Rezept dazu.
Efeu im Garten …
Nachdem wir nun den gesundheitlichen und den kosmetischen Wert von Efeu abgeklärt hätten, möchte ich nun die Gärtner unter euch ansprechen. Efeu ist ein Araliengewächs, kann äußerst gut klettern und ist – wie wir alle wissen – mehrjährig.
Aber das bedeutet nicht, dass wir ihn halt ein paar Jährchen im Garten beheimaten. Efeu kann wirklich alt werden. Richtig alt! Bei meinen Recherchen fand ich Altersangaben von bis zu 450 Jahren (Wikipedia). Somit eignet sich diese einzige mitteleuropäische Liane also wunderbar, um Pergolen, Zäune oder Mauern dauerhaft zu begrünen.
Eine faszinierende Eigenschaft des Hedera helix: Er verändert im Laufe seines Lebens die Blattform. Ist diese anfangs in jungen Jahren noch typisch drei- oder fünf-lappig, so wird sie später eiförmig bis oval. Eine „Alterserscheinung“ ist aber auch die Blüte. Efeu beginnt nämlich erst ab einem Alter von etwa 10 bis manchmal auch 20 Jahren Blüten zu bilden. Diese entstehen so etwa ab August bis Oktober.
Darüber freuen sich jede Menge Insekten, die auf der Suche nach Blütennektar sind, der ja im Herbst bereits rar ist. Danach bilden sich über den Winter dann die Beeren, die deutlich mehr Giftstoffe enthalten, als die Blätter und speziell für Kinder gefährlich werden könnten. Doch Amseln, Drosseln und Stare freuen sich über die für sie ungiftigen Leckerbissen.
Da ich Efeu wirklich sehr mag, hab ich ihn natürlich auch in meinem Garten. Nämlich unter der Sträucherhecke als Bodendecker, der mir jede Menge Arbeit mit Unkraut jäten erspart. Dort fühlt sich diese Schattenpflanze ziemlich wohl und wächst fröhlich vor sich hin. Innerhalb eines Jahres verhalf er mir zu mehr Freizeit, weil sich das monatliche Wildkraut-Entfernen massiv reduzierte. Außerdem hab ich somit auch immer ausreichend Naturwaschmittel bei der Hand (da Efeu rund ums Jahr vorhanden ist). Ein- bis zwei Mal im Jahr stutze ich die langen Triebe und achte darauf, dass sie nicht überhand nehmen. Nach meinen Schneide-Aktionen hab ich jedenfalls gleich jede Menge Rohstoff für Kosmetik und zum Waschen.
… und im Haushalt
Wobei wir auch schon bei der nächsten Anwendungsmöglichkeit wären. Jawohl – Efeu ist ein wunderbares Natur-Waschmittel. Das liegt natürlich an den Saponinen. Zwar kann er meines Erachtens nicht ganz mit Kastanien oder indischen Waschnüssen mithalten. Für dunkle Kleidung und da vorzugsweise Naturmaterialien wie Baumwolle oder Leinen ist Efeu aber eine absolut empfehlenswerte Alternative zu herkömmlichen chemischen Waschmitteln. Die Umwelt wird’s auf alle Fälle freuen, wenn öfters mal mit natürlichen Tensiden gewaschen wird.
Speziell bei dunkler Kleidung ist das Efeu-Waschmittel sehr von Vorteil, da die Farbbrillanz erhalten bleibt. Schon unsere Vorfahren wussten das zu schätzen. Irgendwo las ich auch mal, dass man Efeu früher als Witwen-Pflanze bezeichnete. Das lag jedoch nicht daran, dass die Damen ihre angetrauten Männer mittels Efeu ins Jenseits beförderten. Nein. Davon gehe ich natürlich nicht aus. Vielmehr war der Grund für diese Bezeichnung wohl der Umstand, dass die Witwen ihre schwarze (Trauer-)Kleidung eben mit Efeu wuschen.
Für alle, die das gern ausprobieren möchten. Man pflückt einfach 10 bis 12 schöne große ältere Blätter, zerschneidet sie in Stücke und füllt diese in eine Socke (unbedingt gut zubinden bzw. Knopf reinmachen), die man dann einfach in die Wäschetrommel zur Schmutzwäsche dazu gibt. Optimal bei dunkler Wäsche, aber auch für Jeans super geeignet. Weichspüler braucht man dann meist keinen, außer die Wasserhärte ist sehr hoch. Dann einfach einen Schuss Naturessig (ca. 50 ml) ins Spülfach dazu geben …
Gewaschen wird bei niedrigen Temperaturen, also 30° bzw. 40°. Sollte die Wäsche sehr stark verschmutzt sein, bzw. fleckig sein, so müsste man den Fleck natürlich vorbehandeln. Da eignet sich z.B. pflanzliche Schmierseife.
Efeu für Romantiker …
Durch die enorme Langlebigkeit des Efeus verbanden die Menschen diese Pflanze seit jeher mit Treue und ewiger Liebe. Das mag auch ein Grund dafür sein, dass man Hedera helix häufig auf Friedhöfen findet.
Apropos Friedhof: Eines der bekanntesten Liebespaare neben Romeo und Julia sind vermutlich Tristan und Isolde. Ihre Gräber sollen der Legende nach an unterschiedlichen Stellen einer Burgkirche liegen. Aus beiden Gräbern wuchs Efeu, rankte sich hoch und wuchs aufeinander zu bis sich die beiden Pflanzen zu einer vereinten. So sind die beiden Liebenden im Tod doch noch vereint …
… und bei den alten Griechen
Hoch geschätzt wurde Hedera helix vor allem auch im alten Griechenland. Dort trug man bei den Trink-Gelagen Efeukränze und schmückte außerdem die Weinbecher damit. „Wo viel Efeu wächst, halten sich die Götter auf“ und genau an solchen Plätzen feierten die alten Griechen ihre ausgelassenen Feste besonders gern. Dionysos, der Gott des Weines, der Fruchtbarkeit, der Ekstase und des Wahnsinns wird häufig mit Efeu- und Weinranken dargestellt.
Doch auch in anderen alten Kulturen war der Efeu eine bedeutende Pflanze. Die Römer weihten ihn ebenfalls einem Gott, nämlich Bacchus. Sogar im alten Ägypten galt die immergrünen Liane als Pflanze des Fruchtbarkeitsgottes Osiris.
Ich bin also bei meiner Zuneigung zu Efeu in ziemlich guter Gesellschaft … 😉
Quellen:
- Apotheken Umschau / https://www.apotheken-umschau.de/medikamente/heilpflanzen/efeu-pflanzliches-mittel-gegen-husten-736467.html – vom 12.11.2020
- Die Kräuter in meinem Garten – Verlag Freya – Autoren Siegrid Hirsch und Felix Grünberger – 19. Auflage 2014
- Wikipedia
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