Leider gehör ich zu den Menschen, die sich von Zeit zu Zeit mit Fieberblasen herumschlagen müssen. Meist kündigen sie sich mit Jucken und Kribbeln an. Eigentlich immer dann, wenn ich Erkältungen „abgewürgt“ oder sie ausgesessen 🤧 hab und schon wieder fit bin. Doch seit einiger Zeit hab ich immer wieder gute Erfahrungen mit Melissen-Salbe bzw. -tinktur gemacht …
Ich hab mittlerweile beinahe alle Mittelchen aus der Apotheke durchprobiert. Von Salben bis hin zu Patches, die man wie ein unsichtbares Pflaster über die Bläschen klebt. Auch Aminosäuren-Präparate durften in mein Apothekerschränkchen einziehen. Aber egal wie sehr ich die Herpes-Viren auch auszutricksen versuche, sie sind mir quasi immer wieder einen Schritt voraus.
Was bedeutet, dass sie mir eine Woche die Treue halten und danach meine lädierte Lippe als Schlachtfeld hinterlassen 😱. Die dann für eine weitere Woche so in Mitleidenschaft gezogen ist, dass herzhaftes Abbeißen von Apfel oder Butterbrot kaum möglich ist.
Was macht also eine Kräutertante wie ich in dieser unerfreulichen Lage? Sie beschäftigt sich wieder mal mit den grünen Helfern aus Wiese, Wald und Kräutergarten und findet die Melisse! 😉
Eines meiner Lieblings-Kräutl: die Melisse (Melissa officinalis)
Manchmal fragen mich Kursteilnehmer, was denn der Unterschied zwischen Melisse und Zitronenmelisse sei.
Gar keiner! Denn die Melisse wird aufgrund ihres Zitronenaromas auch Zitronenmelisse genannt.
Ich finde, dass sie wirklich in jeden Garten und auf jedem Balkon einziehen sollte. Denn die Melisse erfrischt in sommerliche Getränke. Man kann ganz einfach Wasser damit aromatisieren und sie darf auch nicht im Sommer-Trend-Getränk „Hugo“ fehlen.
Wer auch noch im Winter was von der Melisse haben möchte, der stellt Sirup damit her.
Doch da geht noch ein bisschen mehr: Melisse verleiht dank ihrer beruhigenden Wirkung auch erholsamen Schlaf 😴. Abends einfach eine Tasse Melissentee trinken und man kommt zur Ruhe. Speziell in den Wechseljahren sollte man sie schnell zur Hand haben. Doch das ist eine andere Geschichte (hier klicken).
Bevor ich aber noch weiter ausschweife, komm ich endlich zur Sache, denn im Beitrag geht’s ja um die lästigen Fieberblasen.
Melissen-Tinktur ist mein treuer Begleiter …
In wissenschaftlichen Studien konnte nachgewiesen werden, dass Melisse auch bei Herpes-Bläschen hilfreiche Dienste leistet. Der Inhaltsstoff, der über antivirale und antimikrobielle Wirkung verfügt, ist die in den Blättern der Melisse vorhandene Rosmarinsäure. Und genau deshalb habe ich schon vor längerer Zeit meine Wahl getroffen und setze auf Melissen-Tinktur als SOS-Sofort-Behandlung, wenn’s wieder mal juckt und brennt.
Damit ich die Tinktur jederzeit griffbereit habe, steht sie in der 1. Reihe in meinem Apothekerschrank. Seite an Seite mit der Melissen-Salbe. Die beiden sind meine Asse im Ärmel.
Und weil die beiden so hilfreich sind, dürfen sie natürlich auch immer wieder in meiner Reiseapotheke Platz nehmen und mit mir in die weite Welt hinaus ziehen😊.
So mach ich meine Melissen-Tinktur:
- Ich nehme eine gute Handvoll Melissenblätter und schneide sie klein.
- Anschließend schichte ich sie in ein verschließbares Glas und gebe Alkohol dazu. Ich verwende entweder 38%igen Wodka oder 80%igen Ansatz-Korn, den ich dann allerdings mit abgekochtem Wasser verdünne, um auf 40% Alkohol-Gehalt zu kommen. Wichtig ist, dass die Blätter vollständig vom Alkohol bedeckt sind!!!
- Nun verschließe ich das Glas und stelle es an einen hellen (aber nicht sonnigen) Ort. Ich hab für meine Ansätze ein Fenster an der Nordseite gewählt.
- Wichtig ist, den Ansatz jeden Tag ein- oder zweimal zu schütteln. Das hat den Zweck, dass sich der Alkohol mit den Inhaltsstoffen anreichern kann.
- Die Tinktur sollte mindestens 14 Tage ziehen können – wobei ich persönlich alle Ansätze immer 28 Tagen ausziehen lasse, damit sie sämtllche unterschiedlichen Mondphasen durchlaufen.
- Danach wird durch einen Teefilter (aus Papier) gefiltert.
- Jetzt wird die Tinktur nur noch in ein Glasflascherl abgefüllt. Ich verwende dafür gern Braunglas-Pipettenfläschen aus der Apotheke. Aber natürlich geht auch jede andere Glasflasche.
- Dunkel und kühl gelagert hält die Tinktur auf alle Fälle ein Jahr, meist sogar länger. Hier gilt Hausverstand walten lassen. Riecht es eigenartig oder schaut es trüb und kaputt aus, dann besser entsorgen …
Und so stelle ich meine Melissen-Salbe her:
- Im Prinzip ist die Herstellung gleich wie bei Tinktur. Anstelle des Alkohols wird aber Öl für den Auszug verwendet. Ich nehme dafür heimisches Bio-Sonnenblumenöl, aber man kann ebenso Mandelöl oder ein anderes gutes Öl verwenden.
- Ich lass die Melisse ein paar Stunden anwelken. (damit reduzier ich die Gefahr, dass das Öl durch zu viel Feuchtigkeit im Kraut kippt)
- Die weitere Vorgangsweise ist wie oben beschrieben. Sobald das Öl durch den Teefilter abgeseiht wurde, geht’s weiter zur Salbenherstellung.
- 50 g Öl abwiegen und gemeinsam mit 5 g Bienenwachs (Wachs ist immer 10 % vom Gewicht des Öls) in einem kleinen Gefäß (ich nehme gern kleine „Schnabel-Häferl“) in einem Wasserbad erwärmen bis das Wachs geschmolzen ist. Darauf achten, dass das Wasser nicht kocht, sondern nur stark erwärmt wird.
- In der Zwischenzeit kleine Tiegelchen oder auch Lippenstift-Hülsen mit Alkohol desinfizieren und die noch flüssige Melissen-Salbe abfüllen.
WICHTIG: NICHT VERSCHLIESSEN! Die Tiegel bzw. Hülsen erst verschließen, sobald die Salbe vollständig abgekühlt und ausgehärtet ist. Sonst könnte sich Kondenswasser bilden und in weiterer Folge Schimmel entstehen.
Meine Verteidigungs-Strategie …
Sind dann die lästigen Herpes-Bläschen wieder mal im Anmarsch, hab nun endlich eine „Waffe“, die fast immer funktioniert. Entweder mit einem in der Melissen-Tinktur getränkten Wattepad, das ich auf die juckende Stelle lege. Oder mit einem Wattestäbchen, mit dem ich die betroffenen Stelle punktgenau abtupfen kann. Das kommt immer auf die Größe des betroffenen Areals an.
Bitte beachten, dass der Alkohol die Haut austrocknet. Daher drauf achten, dass wirklich nur die Bläschen mit der Tinktur bearbeitet werden.
Meiner Erfahrung nach, heilen die Bläschen deutlich schneller ab. Wenn ich bei den ersten Anzeichen (es juckt, bevor man noch Bläschen sieht) sofort mit Tinktur gegen wirke, kann ich die lästigen Dinger oft komplett zurückdrängen. Noch bevor sie etwas anstellen können. Wenn sie erst mal voll da sind, hilft die Tinktur zwar meist auch noch, aber sie verkürzt die ganze Sache dann nur.
Die ersten zwei bis drei Tage kommt die Tinktur zum Einsatz, sicher 7 oder 8 mal am Tag! Danach die Melissen-Salbe. Sie pflegt die angegriffene Stelle und somit bleibt die rissige (und mitunter blutende) Lippe meistens aus. 😊 Manchmal gelingt mir die Abwehr aber trotzdem nicht. Wenn ich z.B. meine Melissen-Salbe nicht griffbereit habe oder die Fieberblasen ihren „Angriff“ überraschend in der Nacht gestartet haben.
Ich hoffe, dass mein Tipp hilfreich ist und dem einen oder anderen genauso gut hilft wie mir, beachte aber bitte den Disclaimer in der Seitenleiste.
Quellenverzeichnis:
- „Die Kräuter in meinem Garten‘ – S.Hirsch & F. Grünberger / 19. Auflage, neu überarbeitet 2014 – Verlag Freya
- Handbuch der Heilpflanzen Akademie – Dr. Patricia Purker (Aufage Dezember 2020)
Liebe doro,ich kann das nur bestätigen. Melissentinktur hilft perfekt.
Alles liebe ,Andrea
Liebe Andrea
Freu mich riesig, von dir zu hören bzw zu lesen 😀
Ja, die Kräuterleins haben es oft faustdick in ihren Blättern 😉 und werden leider viel zu oft belächelt. Dabei sind sie echt wahre Schätze