Dem Himmel sei Lob und Dank, dass mein „liebster Wander-Buddy“ der Spitzwegerich wirklich so gut wie überall wächst. Somit ist er nämlich das allerbeste „Erste-Hilfe-Mittel“, wenn ich unterwegs in die Flugbahn stechender Insekten gerate. Und neulich war ich wieder mal besonders froh, ihn zu kennen …
Da hatte ich nämlich eine äußerst unangenehme Begegnung mit einer Bremse. Nein, nein. Kein kaputtes Bremspedal im Auto und kein Crash. In meinem Fall war die Bremse ein kleines schwarzes Insekt, das eigentlich eine Fliege ist (hier erfährst du mehr über die Schurkin Tabanidae). Aber eine ziemlich fiese, hundsgemeine und mit lautlosem Landeanflug …
Spitzwegerich – mein Freund & Helfer
Und das kam so. Bei einer kleinen Wanderung zum Prinzensee im schönen Maria Alm (fairerweise muss ich sagen, dass ich den Großteil des Weges mit der Natrunbahn hochgefahren bin) wollte ich eigentlich nur die herrliche Aussicht auf die Bergwelt genießen und eine Runde um den See spazieren.
Tat ich auch. Aber nicht lang. Denn als ich meine Hände im klaren kalten Wasser abkühlte, gab’s plötzlich einen heftig stechenden Schmerz zwischen den Schulterblättern. Wow – da blieb mir direkt die Luft weg.
Erster Gedanke: ich habe mich verrissen und Nerv eingeklemmt, denn ich konnte kaum noch atmen. Zweiter Gedanke: Sch… – Mich hat eine Bremse erwischt. Als ich mit der Hand Richtung Rücken fuchtelte, zog sich das miese Monster hurtig zurück. Kein Zweifel! Eine Bremsendame hatte mich als Opfer auserkoren. Warum ich das weiß? Weil nur die Weibchen bei „Warmblütlern“ zustechen. Die Männchen bevorzugen Pollen und Nektar (die sind mir deutlich sympathischer).
Der Schmerz ist unverkennbar und nicht mit Bienen- oder Wespenstichen vergleichbar. Aber ich wusste mir zu helfen. Mit Spitzwegerich!
Damit ihr euch im Falle eines Insektenstiches die Erste Hilfe vom Wegesrand holen könnt (weil beim Wandern, beim Angeln oder im Schwimmbad ist meist kein Arzt oder Apotheker zugegen), stell ich euch hier den Spitzwegerich gern vor.
Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
Bei meinen Kräuterwanderungen hör ich fast ausnahmslos: „Ah, den kenn ich ja!“ Bloß kennen meine Schützlinge den Namen meist nicht. Und noch viel weniger wissen sie, was diese unscheinbare Heilpflanze alles draufhat.
Und ja, ihr lest richtig! Spitzwegerich ist eine Heilpflanze und kein „Unkraut“. Dank Studien auch medizinisch nachgewiesen und anerkannt. Außerdem wurde Plantago lanceolata zur Arzneipflanze 2014 gewählt.
Der Spitzwegerich steht gern an Wegrändern in Wiesen, er mag’s sonnig bis halbschattig. Daher ist er in Wäldern eher nicht vertreten.
Das Pflänzlein verfügt über viele liebenswerte Eigenschaften, denn es wirkt z.B. hustenlindernd (wird daher als Hustensaft verwendet), kühlend, antibakteriell, blutreinigend, harntreibend aber eben auch schmerz- und juckreizstillend bei Insektenstichen. Sogar als „Grünes Pflaster“ lässt es sich beim Wandern verwenden, wenn sich Blasen an den Füßen bilden.
Ich kann euch wirklich empfehlen, euch den Spitzwegerich als Erste Hilfe in der Natur einzuprägen, denn es muss ja nicht immer ein „Bremsen-Biss“ sein, der schmerzhaft ist. Da gibt’s noch jede Menge anderes Getier, dass uns einen herrlichen Sommertag verderben kann.
Bei Bienen- oder Wespenstichen merkt man die Wirkung des Spitzwegerichs innerhalb einiger Minuten. Bremsen-Begegnungen wirken leider länger nach. Das kann man auch nicht schönreden. Allerdings war auch in meinem Fall das Auflegen der zerquetschen Blätter Gold wert und reduzierte mir den Schmerz und die Entzündung ziemlich flott. Die rote Schwellung ging innerhalb einer Stunde stark zurück und zwei Stunden später sah man nur noch die Einstichstelle. Gespürt hab ich es aber noch bis zum Abend. Bremsen sind halt hundsgemein. Erwähnte ich ja schon.
Und so funktioniert die Erste Hilfe mit Spitzwegerich …
Solltet ihr eine Stich-Begegnungen mit Insekten (Wespe, Biene, Gelse, Bremsen etc.) haben, sucht euch Blätter des Spitzwegerichs und zerreibt sie fest zwischen den Fingern. Das ist notwendig um die Pflanzzellen „aufzubrechen“, damit der Saft austreten kann. Notfalls helft mit den Zähnen nach.
Dann das zerquetsche Blatt auf die Stichstelle auflegen. Etwa für 15 Minuten. Nun sollte schon Linderung spürbar sein.
Vielleicht habt ihr zufällig Haargummi dabei? Damit könnte man die Spitzwegerich-Auflage fixieren (je nachdem wo die Stichstelle ist).
Bei mir war (bei Wespe & Konsorten) nach spätestens einer Stunde nichts mehr vom Stich zu sehen oder zu spüren. Der Saft des Blattes nimmt die Entzündung, hemmt den Schmerz und es kommt in weiterer Folge auch nicht zum allbekannten Juckreiz nach Insektenstichen.
Aber ACHTUNG ! Falls eine Allergie gegen Wegerich-Gewächse vorliegt, dann besser auf die Hilfe vom Spitzwegerich verzichten!
Wenn du nun denkst, dass du gern mehr über Wildkräuter wissen möchtest, dann empfehle ich dir eine Kräuterwanderung mitzumachen. Falls du dich für den Raum Tulln/Niederösterreich/Wien interessierst, dann findest du hier meine Termine.
WICHTIG: Sammle Pflanzen nur, wenn du dir hundertprozentig sicher bist in der Bestimmung. Bei jeglicher Unsicherheit darf die Pflanze nicht verwendet werden und sollte auch nicht gepflückt werden. Das Wissen um heimische Heilpflanzen entspringt der Volksheilkunde bzw. der Traditionellen Europäischen Medizin und wird in diesem Blogbeitrag lediglich als Information für interessierte Leser zur Verfügung gestellt. Bei Beschwerden oder ernsthaften Erkrankungen ist ein Besuch bei Arzt/Ärztin unumgänglich.
Quellenverzeichnis:
- „Die Kräuter in meinem Garten‘ – S.Hirsch & F. Grünberger / 19. Auflage, neu überarbeitet 2014 – Verlag Freya
- Handbuch der Heilpflanzen Akademie – Dr. Patricia Purker (Aufage Dezember 2020)
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